Beckenvenenthrombose

Die Beckenvenenτhrombose gehört zu den tiefen Venenthrombosen (TVT), bei denen größere tief liegende Venen durch Blutgerinnsel verstopft sind. Je nach Lokalisation entstehen Thrombosen von Leiste, Becken und Oberschenkeln. Die Diagnose ist deshalb besonders wichtig, weil bei Loslösung eines Gerinnsels die Möglichkeit einer lebensgefährlichen Lungenembolie besteht. 

Erhalte medizinischen Rat zu Beckenvenenthrombose!

Symptome von Beckenvenenthrombose

Mögliche Symptome sind Schmerzen und Druckempfindlichkeit im Bereich von Becken, Hüftbereich und Oberschenkeln. Je nach Lage des Gerinnsels können beide Beine oder nur ein Bein anschwellen. Betroffene klagen darüber, nicht richtig auftreten zu können und fühlen Erleichterung, wenn sie ihre Beine hochlegen. 

Im Gegensatz zu den nicht zentral liegenden Verschlüssen wie bei der Unterschenkelthrombose sind aber die Symptome der Beckenvenenthrombose nicht so typisch, dass sie ausreichen, um eine Diagnose zu stellen. Dazu sind Labor- und Ultraschalluntersuchungen erforderlich, seltener auch weitere bildgebende Verfahren. Es ist möglich, dass Betroffene ganz ohne Symptome sind; auch kann eine Lungenembolie auftreten und die Beckenvenenthrombose erst danach bei der Ursachensuche diagnostiziert werden. 

Komplikationen bei Beckenvenenthrombose  
  • Lungenembolie. Diese entsteht, wenn sich ein Blutgerinnsel von der Venenwand ablöst und mit dem Blutstrom in die Lunge transportiert wird, wo es ein Gefäß blockiert. Ist das Gefäß groß, besteht ein medizinischer Notfall mit akuter Atemnot und Brustschmerzen, vor allem beim Einatmen und Husten, oft Bluthusten. Es kommt zu schnellem Herzschlag; Schwindel und Bewusstlosigkeit können auftreten, in schweren Fällen kommt es zum Herzinfarkt oder Schlaganfall. Bei kleinen Gefäßen kann es lediglich zu einem Reizhusten kommen. Wenn ein solcher ohne andere Erklärung, beispielsweise bei einem grippalen Infekt, neu auftritt, sollte an kleinere Lungenembolien gedacht werden.  
  • Postthrombotisches Syndrom (PTS). Dieses kann Wochen bis Monate nach einer Thrombose auftreten. Es kann zu Anschwellen der Beine, Hautausschlägen und Juckreiz führen, in schweren Fällen zu offenen Wunden. 

Ursachen von Beckenvenenthrombose

Zur Ausbildung von Blutgerinnseln kommt es, wenn  

  • mechanische Störungen im Blutabfluss vorliegen, beispielsweise durch Druck von außen auf die Venen. Dafür können angeborene anatomische Anomalien ebenso ursächlich sein wie raumfordernde Prozesse im Bauchraum, zum Beispiel Tumore.
  • Störungen im Blutgerinnungssystem mit vielfältigen Ursachen bestehen. 

Behandlung von Beckenvenenthrombose

Ausgedehnte Gerinnsel in Beckenvenen werden heute in der Regel mit blutverdünnenden Medikamenten und Kompressionsstrümpfen behandelt. | © zlikovec

Ziel der Behandlung ist die Auflösung des Blutgerinnsels. Man unterscheidet Akutbehandlung und Erhaltungstherapie. In der Akutbehandlung wird der Versuch gemacht, den Thrombus mit Medikamenten aufzulösen und damit vor allem das Risiko einer Lungenembolie herabzusetzen. Mit der Erhaltungstherapie will man erreichen, dass sich nicht neue Thromben bilden. 

Als Medikamente stehen zwei Gruppen von Gerinnungshemmern zur Verfügung, die beide Vor- und Nachteile haben. Die Therapie muss daher ganz individuell geplant werden. Das gilt auch für die Dosierung, da diese von der Nierenfunktion und dem Körpergewicht abhängt. In den meisten Fällen kann die Tabletteneinnahme nach drei bis sechs Monaten beendet werden. In jedem Falle brauchen die Patient:innen eine engmaschige Überwachung, da die Medikamente auch unerwünschte Wirkungen haben und besonders zu einer erhöhten Blutungsneigung führen können. 

Kompressionsstrümpfe werden oft im Hinblick auf die Vermeidung eines postthrombotischen Syndroms empfohlen. Auch diese Indikation ist aber ganz individuell zu stellen; in wissenschaftlichen Untersuchungen finden sich widersprüchliche Ergebnisse, sodass keine allgemeine Empfehlung abgegeben werden kann. Ein lebenslanges Tragen von Kompressionsstrümpfen kann aber bei einem bereits eingetretenen PTS sinnvoll sein. 

Der sogenannte Cava-Filter kommt bei Patient:innen infrage, die keine gerinnungshemmenden Medikamente einnehmen können. Der Filter wird über einen Katheter eingebracht und soll Gerinnsel auffangen, bevor sie bis in die Lunge gelangen. Über den Nutzen der Filter gibt es widersprechende Studien und noch keine wissenschaftliche Einigung; auch hier ist in jedem Einzelfall eine individuelle Nutzenabwägung unabdingbar.  

Heute besteht, wenn die konservative Therapie nicht ausreicht, auch die Möglichkeit eines Kathetereingriffs, bei dem das Gefäß eröffnet und eine Gefäßstütze eingesetzt wird. Hier lagen lange erhebliche technische Schwierigkeiten vor; erst in letzter Zeit gibt es, besonders bei Thrombose der Leiste, spezielle flexible Venenstents. 

Risikofaktoren bei Beckenvenenthrombose

Folgende Faktoren erhöhen das Risiko für eine Beckenvenenthrombose: 

  • längere Bettruhe und längeres Sitzen  
  • große Operationen und Verletzungen
  • Alter über 60 Jahre
  • Thrombosen in der Familie
  • weibliches Geschlecht  
  • Schwangerschaft, Hormontherapie in den Wechseljahren oder Einnahme der Pille
  • Adipositas
  • Rauchen
  • Thrombose in der Vorgeschichte
  • angeborene Blutgerinnungsstörungen
  • verschiedene entzündliche Erkrankungen sowie Krebs und Herzinsuffizienz  

Vorbeugung von Beckenvenenthrombose

Die beste Vorbeugung besteht darin, in Bewegung zu bleiben. Bei längeren Flugreisen wird empfohlen, die Füße regelmäßig zu bewegen. Im Krankenhaus sollten längere Liegezeiten vermieden und Frühmobilisation angestrebt werden. Nach Operationen ist eine vorbeugende Gerinnungshemmung und möglicherweise das zeitweilige Tragen von Kompressionsstrümpfen sinnvoll. Übergewicht und Zigarettenkonsum sollten vermieden werden. 

Wie kann Doktor.De bei Beckenvenenthrombose helfen?

Beckenvenenthrombosen zeigen sich nicht immer durch starke Symptome, sind aber bedrohlich wegen der Gefahr einer Lungenembolie. Daran zu denken kann, Leben retten. Wenn du neue Beschwerden im Bereich von Bauch, Leiste und Oberschenkel hast, aber unsicher bist, ob und wie dringend du dich untersuchen lassen solltest, kannst du dich durch Doktor.De beraten lassen. Im Anschluss kannst du die nötigen Untersuchungen und Behandlungen bei Ärzt:innen deines Vertrauens durchführen.  

  

Quellen 

Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG). 07. April 2021. Tiefe Venenthrombose (TVT). gesundheitsinformation.de

Dt. Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin. 10. Oktober 2015. Diagnostik und Therapie der Venenthrombose und der Lungenembolie. AWMF.org.

UJ. Akutbehandlung – Rechtzeitige Behandlung rettet Leben. dga-gefaessmedizin.de.

Deutsche Gesellschaft für Angiologie. 12. Juni 2019. Moderne Venenstents als neue Therapieoption bei Beckenvenenverschlüssen. dga-gefaessmedizin.de.

Letztes Update: 2023-06-06