Ingwer-Shots als Vitamin-Booster: Mythos oder Medizin?

Ingwer-Shot mit Ingwerknollen auf einem Holztisch
Vor allem in der kälteren Jahreszeit boomen die kleinen Fläschchen mit der milchig gelben Flüssigkeit: Ingwer-Shots. Sie versprechen einen positiven Einfluss auf das Immunsystem, den Vitamin-C-Haushalt und als Erkältungsabwehr. Doch sind Ingwer-Shots aus dem Supermarkt tatsächlich eine sinnvolle Ergänzung, um im Winter die Abwehrkräfte zu stärken?

Lebensmittel statt Medizin  

Vorab ist festzuhalten, dass Ingwer-Shots, die im Supermarkt oder Biomarkt verkauft werden, Lebensmittel und kein Medizinprodukt sind. Dementsprechend sind Ingwer-Shots wissenschaftlich nicht untersucht – weder ihre Wirkung auf die Abwehrkräfte noch auf sonstige positive Wirkungen auf den menschlichen Körper. Die Firmen, die Ingwer-Shots vertreiben, setzen gekonnt Werbeslogan ein, um einen positiven Gesundheitseffekt zu erzielen, so heißt es “Starte gesund in den Tag” oder “Dein Energiekick für graue Wintertage”. Die medizinische Wirksamkeit ist jedoch nicht belegbar.  

Wunderknolle Ingwer

Nichtsdestotrotz ist Ingwer eine alte Heilpflanze und ist ein wichtiger Bestandteil der fernöstlichen Heilkunde. Der Wurzelstock des Ingwers kann zur Vorbeugung von Übelkeit, Erbrechen, zur Behandlung von Magen-Darm-Erkrankungen, Entzündungen, Rheuma, Muskelschmerzen und Erkältungen eingesetzt werden – aber: Eine Auswirkung auf das Immunsystem ist nicht bekannt, aber auch noch nicht ausgeschlossen.  

Das sich im Ingwer befindende Gingerol ist nicht nur für die Schärfe des Ingwers verantwortlich, sondern hat eine entzündungshemmende Wirkung, da es in der Zusammensetzung ähnlich der Acetylsalicylsäure ist, einem Wirkstoff, der in Schmerzmitteln wie Aspirin verarbeitet wird. Zudem ist Ingwer reich an Vitamin C.  

Was steckt in den Ingwer-Shots aus dem Supermarkt?  

Obwohl die kleinen Shots im Supermarktregal als Ingwer-Shots deklariert werden, ist oftmals ihre Hauptzutat eine andere: Apfel- oder Orangensaft. Der Gehalt an Ingwer ist hingegen meist eher gering. Zudem weisen die meisten Ingwer-Shots einen hohen Zuckergehalt auf, um die Säfte haltbar zu machen. Bei einigen Shots werden Acerola und Ascorbinsäure hineingemischt – beides sehr Vitamin-C-haltige Lebensmittel.  

Zwar benötigt unser Immunsystem Vitamin C für ein funktionsfähiges Immunsystem, doch die hauptsächliche Zufuhr von Vitamin C stammt aus den Zusätzen und nicht aus dem Ingwer selbst. Hinzukommt, dass viele Obst- und Gemüsesorten einen hohen Gehalt an Vitamin C aufweisen und in Deutschland in der Regel kein Mangel vorherrscht, den die Menschen durch Ingwer-Shots ergänzen müssen. Vitamin C Lieferanten sind unter anderem Paprika, Brokkoli, Kohlrabi, Orangen, Kiwi oder Johannisbeeren.

Die günstigere Alternative: Ingwer als Tee oder im Essen

Eine günstige und trotzdem wirkungsvolle Alternative zu Ingwer-Shots aus dem Supermarkt ist einfach frischen Ingwer mit heißem Wasser aufzubrühen und als Tee zu genießen. In diesem Fall profitiert der Körper ebenfalls von den antibakteriellen und entzündungshemmenden Wirkstoffen aus dem Ingwer. In Zahlen bedeutet dies, dass eine Tasse Ingwer-Tee mit 20 Gramm frischem Ingwer und 200 ml Wasser etwa 60 mg Gingerol und Shogaol erhalten – so viel wie in einem kleinen Ingwer-Shot – nur ohne Zucker.  

Ebenfalls einen positiven Effekt hat Ingwer, wenn dieser in Gerichten verarbeitet wird: Gebe also deinem Essen zukünftig für die nötige Schärfe etwas Ingwer hinzu.

Wer trotzdem nicht auf seinen Ingwer-Shot verzichten mag, kann diesen ebenfalls kostengünstiger und gesünder zu Hause herstellen.  

So geht’s:  

  • 40 Gramm frischer, geschälter Ingwer 
  • 25 Gramm frischer, geschälter Kurkuma (alternativ geht auch Kurkuma-Pulver)  
  • Saft von zwei mittelgroßen Orangen oder Bio-Orangensaft  
  • Nach Geschmack: 2 TL Honig  

Alles mit einem Pürierstab pürieren und durch ein Sieb abgießen. Die homemade Ingwer-Shots halten im Kühlschrank etwa vier Tage.